Der Verein «winti mobil – stadtverträglich unterwegs» erachtet die pauschale Festlegung, dass auf verkehrsorientierten Strassen der Stadt Winterthur Tempo 50 dauerhaft festgelegt werden soll (das Anliegen der von der Mitte aufgelegten Volksinitiative), als falsch und kontraproduktiv. Eine flexible Weiterentwicklung des Verkehrssystems und eine Priorisierung von auf die Stadträume angepassten Verkehrsträgern würde dadurch künftig verunmöglicht.

Das Ansinnen will glauben machen, dass mit Tempo 30 (T30) der Bus behindert würde, dabei geht es den Initiant:innen im wesentlichen um den motorisierten Individualverkehr (MIV), der nicht «behindert» werden soll. Für die Buspassagiere zählen nicht die paar Sekunden Fahrzeitverlängerungen wegen T30, sondern vielmehr die regelmässig auftretenden Staus wegen der Überlastung durch den motorisierten Individualverkehr (MIV). Dieses Problem existiert seit Jahren zu allen Hauptverkehrszeiten, also genau dann wenn auch am meisten Buspassagiere unterwegs sind. Die Staus führen dazu, dass nicht einmal T30 eingehalten werden kann! Deswegen, und nicht wegen allfälligen T30 Signalisationen, verpassen die Passagiere ihre Anschlüsse und/oder kommen zu spät zum Meeting. T30 führt im Gegenteil – gemeinsam mit anderen Massnahmen – dazu, dass der Verkehrsfluss regelmässiger wird und Staus sogar abnehmen. Gleichzeitig können damit Lärmreduktionen für die Anwohner:innen und massive Verbesserungen der Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer:innen erreicht werden. Mithin eine deutliche Erhöhung der Lebensqualität in der Stadt. Schliesslich werden damit auch erhebliche volkwirtschaftliche Schäden (durch Unfälle) vermieden, was die etwas höheren Kosten durch ein allfällig im einen oder andern Fall notwendigen, zusätzliche Kurs mehr als kompensiert.

Das Argument, T30 führe zu grossen zusätzlichen Kosten löst sich in Luft auf, wenn man die Relationen der «Busbehinderungen» zurechtrückt. Die jährlichen Staustunden beim Bus kumulieren sich in Winterthur zu einem volkswirtschaftlichen Schaden von rund CHF 8Mio pro Jahr. Und das seit vielen Jahren, ja sogar Jahrzehnten. Für den einen, in der Stadt Winterthur aktuellen Fall (die Linie 10) werden durch die T30 Signalisierung zusätzliche Kosten von lediglich rund einem 5stelligen Betrag geschätzt. Mit einem stadtverträglicheren Modalsplit sowie zurückhaltenderem Einsatz des privaten Autos könnten diese Aufwendungen leicht kompensiert werden.

Die implizite Unterstellung schliesslich, es würden gleich alle Hauptstrassen auf T30 Zonen umgestellt ist haltlos. Demzufolge auch die dadurch suggerierten Kosten von mehreren Millionen pro Jahr, welche das alles kosten soll. Umsetzungen von T30 auf Bushauptlinien, sprich Hauptstrassen, werden auch künftig sorgfältig gegen unterschiedlichste Interessen (auch Kosten!) abgewägt werden. Die Initiative schiesst auf ein Phantom, welches die MIV-Lobby – nicht ungeschickt, aber leicht durchschaubar – selbst in den Raum gestellt hat.

Medienmitteilung „winti mobil“, 14. Januar 2022